AdvanceGender
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Intersektionalitäts-informierte Beschreibung der Repräsentativität einer Studie
Was ist das Ziel?

Um Repräsentativität zu beschreiben, muss die Studienbevölkerung mit der Zielbevölkerung verglichen werden. Die Zielbevölkerung ist die Population, über die eine Studie wissenschaftliche Aussagen treffen soll. Eine intersektionale Perspektive ermöglicht die Offenlegung komplexer Muster der Repräsentativität für alle Intersektionen einer Gesellschaft und kann darstellen, inwiefern gesellschaftliche Vielfalt in Studienpopulationen abgebildet wird. Bei der Beschreibung der Repräsentativität einer Studie sollten daher Intersektionen verschiedener Differenzkategorien sichtbar gemacht werden.

Repräsentativität abgeschlossener Studien aus intersektionaler Perspektive
Wie kann das Ziel erreicht werden?

PROGRESS-Plus kann die Auswahl von Differenzkategorien für die Beschreibung der Repräsentativität einer Studie aus intersektionaler Perspektive unterstützen. Differenzkategorien sollten miteinander kombiniert werden, um Intersektionen zu bilden. Häufigkeiten der gebildeten Intersektionen können dann zwischen Studienpopulation und der Zielbevölkerung verglichen werden. 

Informationen über die Zielbevölkerung können aus repräsentativen Umfragen wie dem Zensus oder dem Mikrozensus gewonnen werden. Falls bestimmte Informationen in den Daten des Zensus nicht vorhanden sind, können Nicht-Teilnehmende in einem Non-Responder-Survey befragt werden.

Des Weiteren stehen intersektionalitäts-informierte statistische Methoden zur Verfügung, um eine intersektionale Perspektive bei der quantitativen Analyse von Repräsentativität umzusetzen.

Was sind die Vorteile?

Um Repräsentativität in der Forschung zu beschreiben, müssen zunächst relevante Variablen aufgrund theoretischer Überlegungen definiert werden. Das theoretische Konzept der Intersektionalität kann diese Auswahl unterstützen. 

Durch eine intersektionale Perspektive kann das Potenzial für Verzerrung von Maßzahlen der Erkrankungshäufigkeit eingeschätzt werden. Da Differenzkategorien wie sozioökonomischer Status, ethnische Herkunft oder Geschlecht mit Krankheitshäufigkeiten assoziiert sind, würden diese Maßzahlen bei Unter- oder Überrepräsentierung einzelner Differenzkategorien verzerrt werden.

Eine intersektionale Perspektive kann des Weiteren die Repräsentativität vulnerabler Populationen in der Forschung offenlegen. Einerseits sollten vulnerable Populationen vor Belastungen oder Risiken, die durch Studien entstehen können, geschützt und damit nicht unbegründet überrepräsentiert werden. Andererseits sollten vulnerable Populationen nicht unterrepräsentiert werden, um Gesundheitsressourcen und –risiken in diesen Bevölkerungsgruppen verlässlich erforschen zu können. 

Erkenntnisse zur Repräsentativität einer Studie können letztlich dazu genutzt werden, die Möglichkeiten zur Teilnahme an der Forschung für alle Mitglieder einer Gesellschaft in Zukunft zu verbessern.

Was sind die Herausforderungen?

Das Konzept der Intersektionalität deckt nicht alle Faktoren ab, die zur Beschreibung der Repräsentativität einer Studie relevant sind. Weitere Merkmale, die mit Studienteilnahme und Erkrankungsrisiken assoziiert sind, wie z.B. Zigarettenkonsum oder die subjektive Gesundheit, sollten ebenso berücksichtigt werden.

In einigen Studien können bei bestimmten Intersektionen außerdem zu wenige Beobachtungen vorliegen, um aussagekräftige Ergebnisse zu deren Repräsentativität zu erzielen. Letztlich ist es in der Praxis häufig schwer, Informationen über Nicht-Teilnehmende zu gewinnen.

Beispiel aus dem Projekt AdvanceGender

Dieses Dokument wurde abgerufen von der Webseite AdvanceGender (www.advancegender.info).  

Autor:innen:

Philipp Jaehn, Sibille Merz, Christine Holmberg (Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie) im Namen des Verbundprojektes AdvanceGender

Zitiervorschlag: Jaehn P, Merz S, Holmberg C. Intersektionalitäts-informierte Beschreibung der Repräsentativität einer Studie. In: AdvanceGender Study Group (Hrsg.). Optionen für eine geschlechtersensible und intersektionalitäts-informierte Forschung und Gesundheitsberichterstattung; 2022. (www.advancegender.info)

Version: 1.0 (Datum: 06.12.2022)