Ziel einer intersektionalitäts-informierten Befragung von Nicht-Teilnehmenden („Non-Responder-Survey“) ist es, Informationen über die Gründe für die Nicht-Teilnahme und über Differenzkategorien zu gewinnen.
Ein Non-Responder-Survey enthält ein kurzes Repertoire an Fragen, um eine möglichst hohe Beteiligung bei den Nicht-Teilnehmenden einer Studie zu erzielen. Dies ist notwendig, um ein repräsentatives Abbild der Nicht-Teilnehmenden zu erhalten. Aus diesem Grund müssen die Fragen für den Survey mit Sorgfalt ausgewählt werden.
Aus intersektionaler Perspektive ist es von hoher Bedeutung, Informationen zu Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status und ethnischer Herkunft von Nicht-Teilnehmenden zu erhalten. Weitere Differenzkategorien können ergänzt werden, wenn dadurch die Anzahl der Fragen im Fragebogen nicht zu hoch wird.
In Bezug auf den sozioökonomischen Status eignet sich zum Beispiel eine Frage nach dem höchsten Schulabschluss, wie sie in vielen Gesundheitsstudien enthalten ist. Um einen Aspekt der ethnischen Herkunft abzufragen, können zum Beispiel Informationen zum Geburtsland der befragten Person und zum Geburtsland der Eltern erhoben werden.
Non-Responder-Surveys können auch verwendet werden, um Informationen abzufragen, die nicht in Zensusdaten enthalten sind. Beispielsweise können Fragen zu Sprachkenntnissen, zur Geschlechtsidentität oder zur sexuellen Orientierung verwendet werden. Auch Informationen zum BMI sind aus intersektionaler Sicht relevant, da mit dem Körpergewicht Diskriminierung einhergehen kann.
Zuletzt können Gründe für die Nicht-Teilnahme erhoben werden. Aus intersektionaler Sicht ist die Frage bedeutsam, ob Diskriminierungserfahrungen eine Rolle bei der Entscheidung gegen eine Teilnahme gespielt haben. Außerdem können strukturelle Barrieren für die Teilnahme erfragt werden, die in Bezug auf einzelne Differenzkategorien relevant sind. Fokussiert man auf die Differenzkategorie Geschlecht, sollten beispielsweise Informationen zu Care-Arbeit erfragt werden, da die Fürsorge für Familienangehörige und Kinder die Teilnahmemöglichkeiten an einer Studie einschränken kann.
Durch Non-Responder-Befragungen können zusätzliche Informationen von Nicht-Teilnehmenden gewonnen werden, die aus intersektionaler Sicht bedeutsam sind. Es können beispielsweise spezifische Gründe für Nicht-Teilnahme wie Diskriminierungserfahrungen erhoben werden. Mithilfe dieser Informationen können Maßnahmen abgeleitet werden um die Möglichkeiten zur Teilnahme an einer Studie in Zukunft zu verbessern und Barrieren abzubauen.
Auch die Teilnahmebereitschaft an einem Non-Responder-Survey kann gering ausfallen. Bei geringer Teilnahmerate an der Befragung ist das Ergebnis nicht repräsentativ für alle Nicht-Teilnehmenden. Es sollte deshalb darauf geachtet werden, dass der Non-Responder-Survey eine möglichst hohe Teilnahmerate erreicht. Des Weiteren stellt ein Non-Responder-Survey einen zusätzlichen Aufwand für eine Studie dar, der neben dem eigentlichen Erhebungsprogramm anfällt.
Weiterführende Literatur:
Dieses Dokument wurde abgerufen von der Webseite AdvanceGender (www.advancegender.info).
Autor:innen:
Philipp Jaehn, Sibille Merz, Christine Holmberg (Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie) im Namen des Verbundprojektes AdvanceGender
Zitiervorschlag: Jaehn P, Merz S, Holmberg C. Intersektionalitäts-informierte Beschreibung der Repräsentativität einer Studie. In: AdvanceGender Study Group (Hrsg.). Optionen für eine geschlechtersensible und intersektionalitäts-informierte Forschung und Gesundheitsberichterstattung; 2022. (www.advancegender.info)
Version: 1.0 (Datum: 06.12.2022)