AdvanceGender
...
 
Geschlecht, Vielfalt und Gesundheit

Geschlecht ist vielfältig und umfasst mehrere soziale, kulturelle und biologische Dimensionen. Soziale Dimensionen von Geschlecht sind beispielsweise Erwartungen des gesellschaftlichen Umfeldes an Menschen aufgrund ihres Geschlechts (Geschlechternormen). Zu den biologischen Dimensionen zählen unter anderem genetische Merkmale oder der Hormonhaushalt. Weder das soziale noch das biologische Geschlecht sind binär. So sind etwa genetische Merkmale oder der Hormonhaushalt innerhalb von Geschlechtergruppen sehr unterschiedlich ausgeprägt, sodass nicht von klar abgegrenzten Geschlechtern ausgegangen werden kann. 

Was bedeutet geschlechtersensibel?

Von einer geschlechtersensiblen Gesundheitsforschung und Gesundheitsberichterstattung ist die Rede, wenn man diese sozialen und biologischen Dimensionen von Geschlecht sowie deren Wechselwirkungen umfassend berücksichtigt und damit ein mehrdimensionales Verständnis von Geschlecht annimmt.

Was impliziert das Konzept der Intersektionalität?

Aussagen über die Gesundheit bei den Gruppen der Frauen und Männer sind oft nicht mit individuellen Erfahrungen vereinbar, da sie stark verallgemeinernd sind. Zum einen berücksichtigen Vergleiche zwischen Frauen und Männern die Diversität innerhalb und zwischen den Geschlechtergruppen nicht. Zum anderen prägen neben Geschlecht weitere soziale Dimensionen wie Bildung, Einkommen oder ethnische Herkunft die Realität von Menschen in bedeutsamer Art und Weise. Mit dem Konzept der Intersektionalität wird zum Ausdruck gebracht, dass soziale Dimensionen untrennbar miteinander verwoben sind und dass in der Kombination unterschiedlicher Dimensionen einzigartige Lebenswirklichkeiten entstehen können.

Was ist das soziale Geschlecht?

Soziales Geschlecht (englisch „gender“) ist ein Überbegriff und fasst unterschiedliche gesellschaftliche und kulturelle Aspekte von Geschlecht zusammen. Beispiele für diese Aspekte sind sozial konstruierte Normen, Rollen oder Identitäten, die sich auf das (zugeschriebene) Geschlecht einer Person beziehen. Über weitere Dimensionen des sozialen Geschlechts erfahren Sie hier.

Was ist das biologische Geschlecht?

Das biologische Geschlecht (englisch „sex“) ist ebenfalls mehrdimensional und beschreibt jene körperlichen Merkmale, nach denen eine Person als weiblich, männlich oder als intersex beschrieben wird. In der Regel wird eine derartige Zuschreibung spätestens nach der Geburt anhand der äußeren und inneren Fortpflanzungsorgane des Kindes vorgenommen. Weitere Dimensionen des biologischen Geschlechts werden hier beschrieben. 

Kann man soziales und biologisches Geschlecht getrennt voneinander betrachten?

Die soziale Konstruktion des biologischen Geschlechts macht deutlich, dass soziales und biologisches Geschlecht letztlich nicht eindeutig voneinander trennbar sind. Außerdem können beide Dimensionen auf unterschiedlichen Wegen miteinander interagieren. Deshalb werden auf dieser Seite, solange dies nicht genauer differenziert wird, unter dem Begriff Geschlecht immer sowohl die sozialen als auch die biologischen Aspekte verstanden.

Weiterführende Literatur:

• Connell R. Gender, health and theory: conceptualizing the issue, in local and world perspective. Soc Sci Med. 2012;74(11):1675-83. https://doi.org/10.1016/j.socscimed.2011.06.006

• Hammarström A, Johansson K, Annandale E, Ahlgren C, Alex L, Christianson M, et al. Central gender theoretical concepts in health research: the state of the art. J Epidemiol Community Health. 2014;68(2):185-90. https://doi.org/10.1136/jech-2013-202572

• Krieger N. Genders, sexes, and health: what are the connections - and why does it matter? Int J Epidemiol. 2003;32:652-7. https://doi.org/10.1093/ije/dyg156

• Heise L, Greene ME, Opper N, Stavropoulou M, Harper C, Nascimento M, et al. Gender inequality and restrictive gender norms: framing the challenges to health. Lancet (London, England). 2019;393(10189):2440-54. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)30652-X

• Fausto-Sterling A. The bare bones of sex: part 1 - sex and gender. Signs. 2005;30(2):1491-527. https://doi.org/10.1086/424932

• Bolte G. Gender in der Epidemiologie. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2008;51(1):3-12. https://doi.org/10.1007/s00103-008-0414-z